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Neste products in small bottles on a table

Erneuerbare lösungen

6 Minuten Lesezeit

Abfälle und Reststoffe: Wie lässt sich das Potenzial schwieriger Rohstoffe erschließen, um unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern?

Abfälle und Reststoffe sind ein Wortpaar, das in Gesprächen über Nachhaltigkeitslösungen und Kreislaufwirtschaften häufig auftaucht. Aber was genau ist hiermit gemeint und was braucht es, um sie in erneuerbare Produkte umzuwandeln? Warum sollten wir in die Erschließung des vollen Potenzials von Abfällen und Reststoffen als Rohstoffe investieren?

Im Zusammenhang mit erneuerbaren Lösungen beziehen sich die Begriffe „Abfälle“ und „Reststoffe“ beide auf sekundäre erneuerbare, biobasierte oder biogene Materialien, von denen viele aus verschiedenen industriellen und gewerblichen Prozessen stammen. Sie stellen nicht das anvisierte primäre Ergebnis von solchen Prozessen dar. Die EU-Richtlinie über erneuerbare Energien definiert Abfall als etwas, dessen sich sein Besitzer entledigt oder entledigen muss, und Reststoffe als einen Stoff, der nicht das Hauptziel eines Produktionsprozesses darstellt.

Beispiele für Abfälle und Reststoffe sind gebrauchtes Speiseöl (used cooking oil, UCO) und tierische Abfallfette, die bei verschiedenen Prozessen in der Lebensmittelindustrie anfallen. Die Pflanzenölverarbeitung ist eine weitere Quelle für Abfälle und Reststoffe. „Wir verwenden bereits seit über zehn Jahren Abfälle und Reststoffe als Rohstoffe für unsere erneuerbaren Produkte und haben ihren Anteil auf über 90 % unserer erneuerbaren Rohstoffe erhöht“, erklärt Diego Marques, Vice President Feedstock Growth, Renewables Platform, der für die Entwicklung der globalen Abfall- und Reststoffbeschaffung bei Neste verantwortlich ist. 

 „Während wir unsere Abfall- und Reststoffbeschaffung weltweit kontinuierlich ausbauen, investieren wir auch stark in die Erforschung von Abfall- und Reststoffströmen, die derzeit nicht ausreichend genutzt werden und zu hochwertigen erneuerbaren Produkten verarbeitet werden könnten. Zu den derzeit von Neste untersuchten Abfällen und Reststoffen gehören beispielsweise saure Öle, Brown Grease („braunes Fett“), Reststoffe aus der Forst- und Landwirtschaft sowie feste Siedlungsabfälle“, fügt er hinzu.

Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Abfällen und Reststoffen als Rohstoff

Anstatt auf Mülldeponien zu landen, die Kanalisation zu verstopfen oder die Natur zu verschmutzen, können viele Abfälle und Reststoffe zu Alltagsprodukten veredelt werden, die uns dabei helfen, unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu verringern. Sie können insbesondere in erneuerbare Kraftstoffe umgewandelt werden und für die Herstellung von Kunststoffen und Chemikalien eingesetzt werden, die wiederum zur Herstellung nachhaltigerer Kunststoffe für verschiedene Produkte verwendet werden können, wie z. B haltbare Kaffeebecher, Babyschnuller und Kinderwagen, Autoteile sowie elektronische und medizinische Geräte.

Ressourceneffizienz, größere Kreislauffähigkeit und geringere Treibhausgasemissionen sind nur einige der bedeutenden Vorteile, die sich aus der Nutzung von Abfällen und Reststoffen als Ressourcen ergeben, um fossile Produkte durch erneuerbare zu ersetzen.

Ressourceneffizienz zur Förderung der Kreislauffähigkeit

Der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft ist von entscheidender Bedeutung, wenn wir die globale Erwärmung langfristig in sicheren Grenzen halten wollen. Die Suche nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für Abfälle ist ein wichtiger Eckpfeiler dieses Ansatzes.

Indem wir Abfälle und Reststoffe als Rohstoffe für erneuerbare Produkte verwenden, können wir mit weniger mehr schaffen und so die Ressourceneffizienz steigern. Außerdem kann der Bedarf an neuen Materialien gesenkt werden, wodurch der Druck auf die natürlichen Ressourcen und die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen verringert werden. 

Eine Lösung zur Reduzierung der Emissionen

Der CO2-Fußabdruck von Produkten, die aus Abfällen und Reststoffen hergestellt werden, kann deutlich kleiner sein als der von Alternativen auf fossiler Basis. So können zum Beispiel mit Neste MY Renewable Diesel die Treibhausgasemissionen um bis zu 95 %* gesenkt werden, wenn das Produkt zu 100 % aus Abfall- und Reststoffen hergestellt wird und die Emissionen über den Lebenszyklus des Kraftstoffs mit denen von fossilem Diesel verglichen werden.

Die Herausforderungen bei der Verwendung von Abfällen und Reststoffen

Abfälle und Reststoffe sind zwar reichlich vorhanden und ihre Verwendung ist sinnvoll, aber ihre Verwertung in großem Maßstab ist nicht immer einfach. Viele Herausforderungen müssen bewältigt werden, wie z. B. das Fehlen einer ausreichenden Abfallbewirtschaftung (d. h. Infrastrukturen für die Sammlung oder Sortierung), die Tatsache, dass viele Abfall- und Reststoffmengen geografisch verstreut sind und größere Mengen aus mehreren kleineren Strömen beschafft werden müssen, die geringe Qualität einiger Materialien und die Verunreinigungen, die das Abfallmaterial enthalten kann, sowie das Fehlen geeigneter Technologien und Kapazitäten im großtechnischen Maßstab, die eine kosteneffiziente Verarbeitung zu erneuerbaren Produkten ermöglichen.

„Neste konnte das Potenzial von Abfällen und Reststoffen in großem Umfang nutzen, weil wir uns sehr früh dazu entschlossen haben, uns genau darauf zu konzentrieren. Wir haben in Innovation investiert und ausgereifte Veredelungstechnologien sowie Vorbehandlungsverfahren entwickelt, um Verunreinigungen aus den Rohstoffen zu entfernen. Gleichzeitig haben wir kontinuierlich daran gearbeitet, globale, nachhaltige Lieferketten für die Beschaffung verschiedener Arten von Abfällen und Reststoffen aufzubauen“, betont Artturi Mikkola, Vice President Supply, Renewable Products von Neste. 

„Wir müssen kontinuierlich dafür sorgen, dass alle von uns verwendeten Abfälle und Reststoffe nachhaltig beschafft werden. Dies ist eine Verpflichtung, die wir bei Neste sehr ernst nehmen. Während der Markt immer wettbewerbsintensiver und komplexer wird, werden robuste Nachhaltigkeitskriterien, eine enge Zusammenarbeit mit den Lieferanten und Mechanismen zur Gewährleistung der Rückverfolgbarkeit immer wichtiger.“  

„Die Verwendung von Abfällen und Reststoffen für den Aufbau einer nachhaltigeren Zukunft erfordert einen umfassenden Ansatz, der ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren mit unserem Bedarf an erneuerbaren Rohstoffen in Einklang bringt“, so Mikkola abschließend.

Warum ist permanente Innovation ein Muss?

Die Verwendung von Abfällen und Reststoffen als Rohstoff stellt bereits heute eine verfügbare, wirksame Methode dar, um fossile Ressourcen zu ersetzen und die damit verbundenen CO2-Emissionen zu verringern.  

Um das wahre Potenzial dieser Arten von Rohstoffen auszuschöpfen und ihre Skalierbarkeit zu gewährleisten, bedarf es jedoch erst weiterer Innovation und Forschung in Bezug auf neue Arten von Abfällen und Reststoffen, die sicher und nachhaltig für die Produktion erneuerbarer Produkte genutzt werden können. 

„Wir müssen wirklich noch mehr Abfälle und Reststoffe zusätzlich zu denen, die bereits erfolgreich eingesetzt werden, nutzen. Derzeit gehen wir davon aus, dass die Verfügbarkeit von Abfällen sowie von Ölen und Fetten aus Reststoffen, die sich für unsere Technologie eignen, bis 2030 auf rund 40 Millionen Tonnen pro Jahr ansteigen wird. Da jedoch die Nachfrage nach erneuerbaren Produkten mit den Klimazielen steigt, bedarf es noch mehr", sagt Marques.

Er fügt hinzu: „Verschiedene Rohstoffe haben einzigartige Eigenschaften und können auf verschiedene Weise umgewandelt werden, was genutzt werden kann, um eine noch breitere Palette nachhaltiger Produkte herzustellen. Ein zunehmend diversifiziertes Rohstoffportfolio wird auch den zusätzlichen Vorteil bieten, dass die Stabilität der Lieferketten erhöht und die Auswirkungen des Wettbewerbs um Ressourcen zwischen den verschiedenen Branchen gleichzeitig abgeschwächt werden kann. 

Die aufregende Reise, bei der Abfälle und Reststoffe von einem Problem zu einer Lösung werden, hat gerade erst begonnen – wir werden Sie auf dem Laufenden halten.

 *) Berechnungsverfahren: EU RED II 2018/2001/EU. Der Prozentsatz, um den die THG-Emissionen reduziert werden können, variiert je nach den für eine Region geltenden Gesetzen, welche die Methode für die Berechnungen festlegen (z. B. die EU-Richtlinie für erneuerbare Energien II 2018/2001/EU und der Low-Carbon Fuel Standard (LCFS) des US-Bundesstaates Kalifornien), und je nach dem in der Produktion eingesetzten marktspezifischen Rohstoffmix.