Klimawandel
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CO2 -Neutralität und Netto-Null: Was bedeuten diese Klimaschutz- Begriffe wirklich?
Was ist unter nachhaltiger Entwicklung und Klimatechnologie zu verstehen? Was ist der Unterschied zwischen CO2 -Neutralität und Netto-Null und wie können sie erreicht werden? In der Diskussion über den Kampf gegen den Klimawandel werden spezielle Fachbegriffe verwendet, die immer wieder in der Presse und in Expertenmeinungen auftauchen. Schauen wir uns die Bedeutung dieser Begriffe etwas genauer an.
„Nachhaltige Entwicklung“ ist von den oben genannten Begriffen wahrscheinlich der am häufigsten verwendete Begriff, und viele Menschen wissen, was er bedeutet. Die Grundidee von nachhaltiger Entwicklung ist, dass Menschen, Wirtschaft und Umwelt bei der Entscheidungsfindung als gleichberechtigt betrachtet werden. „Nachhaltig“ bedeutet auch,dass die aktuellen Bedürfnisse der Gesellschaft erfüllt werden, ohne hierdurch die Möglichkeiten zur Befriedigung der Bedürfnisse zukünftiger Generationen einzuschränken. Dies wird beispielsweise dadurch erreicht, dass ausreichende natürliche Ressourcen und gute Lebensbedingungen auch in Zukunft für jedermann gewährleistet werden. Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, wenn es um nachhaltige Entwicklung geht. Das Ziel des Pariser Abkommens ist es, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen. Dieses Ziel schließt Begriffe wie „CO2 -Neutralität“ ein.
„Der Begriff der CO 2 -Neutralität wird schon seit geraumer Zeit benutzt“, sagt Senja Kuokkanen, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Neste, einem Unternehmen, dem eine Vorreiterrolle im Bereich der nachhaltigen Entwicklung zukommt. Einfach ausgedrückt bedeutet CO2 -neutral, dass die Menge der erzeugten Kohlendioxidemissionen der Menge an Kohlendioxid entspricht, die aus der Atmosphäre aufgenommen wird. Neben den Maßnahmen zur Emissionsminderung erfordert dies z. B einen Emissionsausgleich.
Netto-Null? Was versteht man unter „Netto-Null“?
Die Kohlenstoff- bzw. CO2 -Neutralität bezieht sich auf Kohlendioxidemissionen, aber Netto-Null betrifft alle Treibhausgasemissionen. Netto-Null beschreibt typischerweise die Reduzierung von Treibhausgasemissionen entsprechend des 1,5°C-Ziels und die Neutralisierung der verbleibenden Emissionen ab dem Jahr 2050. „Damit ist Netto-Null das ehrgeizigste wissenschaftsbasierte Klimaziel für Unternehmen“, sagt Kuokkanen. Der Begriff Netto-Null wird manchmal durch „Klimaneutralität“ ersetzt, ein Begriff, der leicht mit „Kohlenstoff- bzw. CO2 -Neutralität“ verwechselt werden kann.Unabhängig von den verwendeten Begriffen weist Kuokannen darauf hin, dass der wichtigste Aspekt unternehmerischer Klimaziele darin besteht, die Wirksamkeit der Maßnahmen sicherzustellen: um die Entstehung von Treibhausgasen zu vermeiden, um Emissionen der Geschäftstätigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu reduzieren und die verbleibenden Emissionen auszugleichen.
Nicht nur Worte
Wie sollen wir mit all diesen Begriffen umgehen? Warum werden so viele verschiedene Begriffe benötigt? „Es mussten Ideen entwickelt werden, die die Menschen zum Handeln motivieren“, sagt James Cameron, Mitglied des Beirats von Neste und Senior Advisor bei Pollination Global, einem Beratungsunternehmen, das sich unter anderem auf klimafreundliche Investitionen spezialisiert hat. Nach Meinung Camerons sind Begriffe wie CO2 -Neutralität und Netto-Null „vereinfachte Begriffe, die ihre Fehler haben und einer Interpretation bedürfen, aber sie sind immer noch besser als gar keine.“
Er glaubt, dass einige Unternehmen die Auswirkungen ihrer Klimaschutzmaßnahmen zwar überschätzen, aber allein die Diskussion darüber das Bewusstsein für die Klimakrise verstärkt. „Netto-Null ist ein eindeutiger Begriff und ein klares Ziel.“ Es existieren viele Begriffe, hinter denen sehr komplexe Ziele und Methoden stehen“, so Cameron. Senja Kuokkanen ist ganz seiner Meinung. „Der Enthusiasmus rund um das Thema Klima gibt Anlass zum Optimismus und führt uns in die richtige Richtung."
Klimatechnologie hilft der Umwelt
Wie heißt es doch so schön: „Lass Deinen Worten Taten folgen“. Dies gilt auch für nachhaltige Entwicklung. Worte vermitteln eine Vision eines besseren Lebens.„Diese Vision kann die Menschen dazu inspirieren, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Ziel zu erreichen“, sagt Cameron.
Cameron ist der Meinung, dass Fortschritte durch positive Perspektiven erreicht werden können. So klingt der Begriff „Klimatechnologie“ eventuell etwas theoretisch, aber er vermittelt ein Gefühl der Hoffnung, dass Fortschritte gemacht werden. Innovation beschleunigt die Innovation. „Dadurch können wir die Probleme besser angehen, die wir sonst nicht beachten würden“, sagt Cameron.
Die Klimatechnologie ermöglicht uns eine bessere Kontrolle unserer Emissionen und trägt zum Überleben der Umwelt bei. So ist beispielsweise zukünftig mit weiteren künstlichen Kohlenstoffsenken zu rechnen, wie z. B. innovative Systeme zur Abscheidung und Speicherung von Kohlendioxidemissionen. Nach Meinung von Kuokkanen würden wir das Ausmaß der Herausforderung, vor der wir stehen, besser begreifen, wenn die Diskussion in Richtung der tatsächlichen Bedeutung von „Netto-Null-Welt“ gelenkt wird. Dies würde zu ambitionierten und konkreten Maßnahmen zur Emissionsminderung führen.
„Welche Energie nutzen wir? Wie leben und reisen wir? Was werden unsere Lebensgrundlagen in der Zukunft sein? Werden für uns alle persönliche Emissionsbeschränkungen gelten?“ Das sind die Fragen, die Kuokkanen stellt. „Wenn wir unser Denken an Netto-Null anpassen, können wir sehr zielführende Diskussionen führen und dieser Ansatz hilft uns dabei, die nächsten relevanten Schritte zu identifizieren und einzuleiten.“
Wenn ein Unternehmen alles in seiner Macht Stehende getan hat, um seine Emissionen zu reduzieren, gibt es immer noch eine weitere Möglichkeit, die Klimaauswirkungen des Betriebs zu reduzieren, und zwar durch einen Emissionsausgleich. Dies bedeutet, die negativen Klimaauswirkungen durch die Reduzierung oder Aufnahme der gleichen Menge an Emissionen an anderer Stelle auszugleichen.