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Was ist nachhaltige Mobilität?
Der Begriff „nachhaltige Mobilität“ steht für viel mehr als „nur“ die Senkung von Emissionen. Der Verkehrssektor hat das Potenzial, das Leben und die Lebensgrundlagen von Milliarden Menschen zu verbessern. Er muss jedoch nicht nur den Bedürfnissen der Menschen heute gerecht werden, sondern auch die Erwartungen zukünftiger Generationen erfüllen: Das ist der Kerngedanke der nachhaltigen Entwicklung.
Der Rat der Verkehrsminister der Europäischen Union definierte ein nachhaltiges Verkehrssystem als eines, das „die Abdeckung der grundlegenden Zugangserfordernisse und die Entwicklung von Einzelpersonen, Unternehmen und Organisationen in sicherer und der menschlichen Gesundheit sowie dem Ökosystem nicht abträglicher Weise ermöglicht und die Gerechtigkeit innerhalb aufeinanderfolgender Generationen und zwischen ihnen fördert.“
Die Vereinten Nationen definieren nachhaltigen Verkehr als „die Bereitstellung von Dienstleistungen und Infrastruktur für die Mobilität von Menschen und Gütern, welche die wirtschaftliche und soziale Entwicklung zum Nutzen heutiger und zukünftiger Generationen fördert, und dies in einer Weise, die sicher, bezahlbar, zugänglich, effizient und widerstandsfähig ist, bei gleichzeitiger Minimierung von Kohlenstoff- und anderen Emissionen und Umweltauswirkungen.“1
Verschiedene innovative Mobilitätstrends, hierunter auch die „Shared Mobility“ können in Kombination mit bezahlbaren und nachhaltigen Mobilitätsangeboten dazu beitragen, globale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
„Shared Mobility”
„Shared Mobility” kann eine wesentliche Rolle bei der Reduzierung von Emissionen und Verkehrsaufkommen spielen. Durch die gemeinsame Nutzung verschiedener Verkehrsmittel (PKW, Roller, E-Bikes) können wir vermeiden, dass unsere eigenen Fahrzeuge die meiste Zeit des Tages ungenutzt irgendwo „herumstehen“ und die Fahrzeugnutzung gemäß dem „Weniger-ist-mehr“-Prinzip optimieren. Das sogenannte „NOwnership“, bei dem die Menschen die Verkehrsmittel nicht besitzen, sondern für jede Benutzung bezahlen, hat bereits begonnen, unsere Gewohnheiten zu ändern, insbesondere in städtischen Gebieten.
Nach einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu den Vorteilen der „Shared Mobility” könnte diese Art der Mobilität außerdem die Parkplatzbelegung in Städten um 86 % reduzieren, wodurch wertvolle öffentliche Flächen anderweitig genutzt werden können, was wiederum dazu führt, dass die Art der Raum- bzw. Flächennutzung radikal überdacht werden muss.2
Öffentliche Verkehrsmittel
Die Verbesserung der Qualität und Quantität öffentlicher Verkehrsmittel ist eine der effizientesten Möglichkeiten zur Reduzierung von Emissionen und Verkehrsaufkommen. Der wirkliche Konkurrent öffentlicher Verkehrsmittel ist der Individualverkehr. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Qualität und Häufigkeit der angebotenen Dienstleistungen entsprechend gut sind.
Die Länder bzw. Städte mit den größten Investitionen im öffentlichen Verkehr sind auch diejenigen mit den höchsten Modal Split-Werten (Aufteilung der Verkehrsnachfrage auf mehrere Verkehrsträger). So hat beispielsweise eine aktuelle Studie nachgewiesen, dass sich die Verfügbarkeit von Schieneninfrastruktur und Dienstleistungen unmittelbar auf den Modal Split und die Treibhausgasemissionen auswirkt.3
Smarte Mobilität
Digitale Technologien ermöglichen automatisierte Mobilität und ein intelligentes Verkehrsmanagement, so dass der Verkehr effizienter und umweltfreundlicher gestaltet werden kann. Intelligente Transportsysteme werden eine Schlüsselrolle für eine effizientere Mobilität zu Land, zu Wasser und in der Luft spielen.
Konnektivität - etwa Peer-to-Peer-, Fahrzeug-zu-Fahrzeug- und Fahrzeug-zu-Infrastruktur - kann eine nachhaltige Tourenplanung unterstützen, einen multimodalen Verkehr ermöglichen, den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln verbessern und die Verkehrsbelastung sowie den Kraftstoffverbrauch reduzieren. Durch die Vernetzung können die Auswahl des Verkehrsträgers und der Route optimiert, der Verkehrsfluss verbessert und der Kraftstoffverbrauch gesenkt werden.
Die automatisierte Fahrzeugsteuerung verspricht eine verbesserte Energieeffizienz, mehr Sicherheit und größeren Komfort. Je höher der Automatisierungsgrad und je besser die Vernetzung, desto größer ist die Kraftstoffeinsparung.
Zugang zu Mobilität
Zu einer nachhaltigen Mobilität gehört auch der wichtige Gedanke des Zugangs zur Mobilität unabhängig von Einkommen oder Standort.
Nachhaltige Mobilität umfasst einen gleichberechtigten Zugang unter Berücksichtigung von besonders betroffenen Bevölkerungsgruppen und geografischen Gebieten, die von sozialer Ausgrenzung bedroht sind.
Unterwegs zu Fuß und mit dem Fahrrad
Die Förderung sanfter Mobilität ist eine einfache Möglichkeit, um insbesondere in städtischen Gebieten die Emissionen zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Sicherheit
Verkehrsunfälle sind eine der Hauptursachen der vermeidbaren Sterblichkeit. Einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO)4 zufolge sterben jedes Jahr 1,35 Millionen Menschen auf unseren Straßen, und der Tod im Verkehr ist die häufigste Todesursache bei Kindern und jungen Erwachsenen zwischen 5 und 29 Jahren. Jedes
Jahr werden zig Millionen Menschen im Verkehr verletzt oder sind nach einem Unfall behindert. Nachhaltige Mobilität muss also auch sichere Mobilität sein. Durch den Einsatz von Technik und Innovation wird sich die Zahl der verkehrsbedingten Todesfälle und Verletzten verringern.
Verringerung der Emissionen aller Verkehrsträger
Parallel zur Effizienzsteigerung ist es wichtig, den Verkehr zu „dekarbonisieren“. Seit rund 200 Jahren setzen wir bei der Energieversorgung im Verkehr auf fossile Energieträger. Wir müssen auf erneuerbare Quellen wechseln, und das schnell. Dies bedeutet eine grundlegende Veränderung und für diese werden alle Lösungen benötigt.
1. https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/PRES_01_131
2. https://www.weforum.org/agenda/2021/04/future-of-transport-sustainable-d...
3. Gallo, M.; Amo Guevara, A. A Model for Estimating the Impact of National Transport Investments on the Rail Modal Share and Greenhouse Gas Emissions. Protokoll der IEEE International Conference on Environmental and Electrical Engineering 2019 and IEEE Industrial and Commercial Power Systems Europe (EEEIC/I&CPS Europe) 2019, Genf, Italien, 10.–14. Juni 2019, SS. 369–373.
4. Weltgesundheitsorganisation. Global Status Report on Road Safety 2018; WHO Document Production Services; World Health Organization: Genua, Schweiz, 2018