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Die richtigen Partner zusammenbringen: wie Tchibo, Berry und Neste Ihre morgendliche Tasse Kaffee nachhaltiger machen.
Der Kaffeehersteller Tchibo hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben und dieses Engagement führte zur Suche nach nachhaltigen Methoden zur Herstellung von Kaffeekapseln. Durch die Zusammenarbeit mit Berry und Neste konnte das Unternehmen eine nachhaltigere Lösung finden, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Es gibt nicht viel, was den Verlauf des ganzen Tages so verändern kann wie eine gute Tasse Kaffee am Morgen. Der Geschmack, der Geruch, die Temperatur... Guter Kaffee begeistert. In der jüngeren Vergangenheit hat der Ruf des Kapselkaffees jedoch etwas gelitten. Auch wenn die Kapseln sicherlich praktisch sind, so ist ihr CO2-Fußabdruck nicht zu vernachlässigen, da bei ihrer Verwendung große Mengen Verpackungsmüll anfallen.
Aus diesem Grund hat das Team des deutschen Kaffeeriesen Tchibo, das an den Qbo Kaffeekapseln des Unternehmens arbeitet, über Möglichkeiten nachgedacht, die Kapseln nachhaltiger zu gestalten. Die Kapseln werden aus Polypropylen hergestellt, einem gängigen und hochwertigen Kunststoff mit vielen Anwendungsmöglichkeiten. Obwohl Kunststoffe generell den Vorteil haben, recycelbar zu sein, basieren die meisten heute noch auf fossilem Erdöl, und das gilt auch für Polypropylen.
„Tchibo hat sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben und so war es naheliegend, nachhaltigere Wege zur Herstellung der Kapseln zu finden“, erklärt Marius-Konstantin Wiche, Entwicklungsleiter Kapsel & Innovation bei Tchibo. „Die Suche nach einer Lösung ist natürlich an einige Voraussetzungen geknüpft. So durften beispielsweise die Qualität und der Geschmack des Kaffees nicht beeinträchtigt werden. Gewünscht war daher eine nachhaltigere Lösung mit möglichst wenigen Veränderungen. Deshalb haben wir uns darauf konzentriert, die Rohstoffe zu ersetzen und nicht das Polypropylen selbst.“
Gesucht und gefunden
Auf der Suche nach Alternativen zu Kapseln, die auf der Basis von fossilem Rohöl hergestellt werden, kam das Tchibo Team mit Neste ins Gespräch – eine Partnerschaft, die auf den ersten Blick nicht intuitiv erscheint: Obwohl das Wort „neste“ auf Finnisch „flüssig" bedeutet, gab und gibt es keinen direkten Berührungspunkt zwischen den beiden Unternehmen oder zwischen Neste und der Kaffeeherstellung – außer vielleicht bei der großen Nachfrage nach Kaffee in der Belegschaft des Unternehmens.
Dennoch waren die Gespräche fruchtbar, da Neste mit Neste RE einen erneuerbaren und recycelten Rohstoff für die Polymer- und Chemieindustrie anbietet, der Rohöl bei der Herstellung von Polymeren, einschließlich Polypropylen, ersetzen kann. Für Tchibo war Neste RE, das aus erneuerbaren Rohstoffen wie Ölen und Fetten hergestellt wird, die aus Abfällen und Reststoffen gewonnen werden – z. B. gebrauchtes Speiseöl – besonders interessant.
„Ein großer Vorteil von Neste RE besteht darin, dass man bei den Produkten keinen Unterschied zu herkömmlichen Rohstoffen auf Rohölbasis sieht“, erklärt Maria Carcolé, Brand Owner Engagement Lead bei Neste. „Es ermöglicht die gleiche Qualität und die gleichen Eigenschaften – entscheidende Faktoren für jede Marke, die ihren Kunden das gleiche oder ein besseres Produkterlebnis bieten will. Der zweite Vorteil ist, dass es sich um eine Drop-in-Lösung handelt. Die bestehende Produktionsinfrastruktur kann ohne Änderungen genutzt werden. Das vereinfacht die Einführung dieses Rohstoffes.“
Brücken bauen
Der nächste Schritt der Zusammenarbeit von Tchibo und Neste bestand darin, die erforderlichen Brücken entlang der Wertschöpfungskette zu bauen. So kam das verarbeitende Unternehmen Berry Global ins Spiel, der Partner von Tchibo, der leere Kapseln und Deckel für die Kaffeebefüllung liefert. Berry ist für die Auswahl der richtigen Rohstoffe für die Kapseln zuständig. Mit der Einführung der neuen Kapseln unterstützt Berry seine kürzlich bekannt gegebene Verpflichtung, bis zum Jahr 2030 30 Prozent zirkuläre Kunststoffe in der Produktion seiner Verpackungen für schnelllebige Konsumgüter einzusetzen, da das Unternehmen langfristig eine Entkopplung von Kunststoff und fossilen Rohstoffen anstrebt. Gemeinsam mit ihrem Produktionspartner sorgten die beiden Unternehmen dafür, dass der erneuerbare Rohstoff Neste RE für die Produktion des Polypropylens für die Tchibo-Kapseln eingeführt wurde und die neuen Materialien gleichzeitig die Lebensmittelzulassung erhielten.
„Die wachsenden Nachhaltigkeitsverpflichtungen unserer Kunden zu unterstützen, ist eine der wichtigsten Prioritäten, da wir für die zukünftigen Anforderungen einer Netto-Null-Kreislaufwirtschaft planen“, erklärte Jean Marc Galvez, Präsident von Berry Global Consumer Packaging International. „Die Bereitstellung der Infrastruktur und der Fertigungskapazitäten zur Entwicklung von Produkten für die Kreislaufwirtschaft ist eine unserer Kernkompetenzen. Ich bin unglaublich stolz auf diese Partnerschaft und ihr Engagement, das Potenzial von erneuerbaren Rohstoffen zur Verringerung der Umweltauswirkungen von Kapseln zu demonstrieren.“
Das Ergebnis sind Qbo Kaffeekapseln, die zu 70 % aus erneuerbaren Materialien* bestehen und zu einer nachhaltigeren und zirkulären Wertschöpfungskette beitragen. Sie führen zu einer deutlichen Verringerung der Treibhausgasemissionen, ohne Kompromisse bei der Qualität und den Eigenschaften der Kapseln und des köstlichen Kaffees einzugehen.
Das Gesamtbild vor Augen
Das Projekt zeigt das Potenzial, das in der Zusammenarbeit gleichgesinnter Unternehmen liegt. Es zeigt auch, wie wichtig es für Unternehmen ist, das Gesamtbild zu sehen: die Bedürfnisse der anderen Akteure in ihrer Wertschöpfungskette zu verstehen, abgesehen von den direkten Kunden oder Lieferanten. Denn eines ist sicher: Kreislaufwirtschaft muss für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation sein – nicht nur in der Kaffeewirtschaft.
* Massenbilanzansatz, nach dem International Sustainability & Carbon (ISCC PLUS) System zertifiziert.