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Fallbeispiel: Neste x Airbus – Eine bahnbrechende Partnerschaft zur Dekarbonisierung der Luftfahrt

Die globale Erwärmung, der Klimawandel und die zu ihrer Bewältigung erforderlichen nachhaltigen Maßnahmen haben in den letzten Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Und das ist kein Wunder:Die Auswirkungen des Klimawandels werden immer deutlicher. Um Lösungen zu finden, müssen politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsakteure auf der ganzen Welt handeln, und wir sehen, dass Sektoren wie die Luftfahrtindustrie sich ehrgeizige Klimaziele setzen.

In diesem Artikel:

  • Neste und Airbus sind führend in ihrer Branche und präsentieren die ersten Schritte auf ihrem gemeinsamen Weg zur Verwirklichung von Flügen mit 100 Prozent SAF.

  • SAF ist ein Drop-in-Kraftstoff, der mit den bestehenden Flugzeugtriebwerken und Flughafeninfrastrukturen kompatibel ist.

  • Unterstützende Regelungen sind dringend nötig, um die Produktion und Verfügbarkeit von SAF zu fördern.

Die Luftverkehrsbranche hat sich für den internationalen Luftverkehr das langfristige Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2050 auf null zu senken. Dies steht im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu begrenzen. Die beschriebenen Szenarien, wie die Luftfahrtindustrie dieses Ziel erreichen könnte, beinhalten unterschiedliche Maßnahmen, sind sich aber in einem Punkt einig: Eine zentrale Lösung ist der massive Einsatz von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff (SAF).

SAF ist ein aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellter Treibstoff, der gegenüber fossilen Treibstoffen eine deutliche Verringerung der Treibhausgasemissionen (THG) ermöglicht. Auch für Airbus, einen führenden Flugzeughersteller, der sich auf die Reduzierung seiner Emissionen konzentriert und einen Beitrag zu dem Ziel leistet, bis 2050 den CO2-Ausstoß auf null zu senken, ist SAF ein wichtiges Element.

„Natürlich ist der Luftverkehr sehr wichtig, um Menschen zusammenzubringen und zu verbinden, aber wir müssen auch die Auswirkungen des Fliegens verringern, damit es weniger kohlenstoffintensiv wird. Alle Interessengruppen müssen dies ernst nehmen. Emissionen haben für uns bei Airbus höchste Priorität. Aus diesem Grund sind sie das zentrale Element für unser Ziel, Vorreiter für eine nachhaltige Luft- und Raumfahrt für eine sichere und vereinte Welt zu sein“, erklärt Julien Manhes, Leiter der Abteilung Treibstoffeffizienz und SAF bei Airbus.

Da der Lebenszyklus eines Flugzeugs in der Regel 20-30 Jahre beträgt, werden die heute gebauten Flugzeuge noch fliegen, wenn die Netto-Null-Ziele erreicht sein müssen. SAF erfordert keine Änderungen an den Flugzeugtriebwerken und darf in einer Beimischung von maximal 50 % mit herkömmlichem Kerosin verwendet werden. Mit der aktuellen Verfügbarkeit ist SAF die führende Lösung für bestehende Flotten.

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Obwohl SAF für die Luftfahrtindustrie entscheidend ist, bestehen immer noch falsche Vorstellungen

„SAF ist für die Zukunft der Luftfahrt von entscheidender Bedeutung, aber als Industrie brauchen wir Unterstützung in Form von gesetzlichen Regelungen, um die Produktion und Verfügbarkeit von SAF zu fördern. Wir müssen außerdem dafür sorgen, dass die verschiedenen Initiativen auf Branchen- und Länderebene gut aufeinander abgestimmt sind und dass alle Akteure der Branche ihren Beitrag leisten. Wir müssen zusammenarbeiten, um Kunden und Interessengruppen über SAF aufzuklären“, fügt Manhes hinzu.

SAF ist für die Luftfahrtindustrie von entscheidender Bedeutung, da es mit den heutigen Flugzeugen und Infrastrukturen kompatibel ist.

Julien Manhes, Leiter der abteilung SAF und treibstoffeffizienz bei Airbus

Nachhaltiger Flugzeugtreibstoff ist bereits seit 2011 bekannt, also noch bevor er in die Norm ASTM D7566 aufgenommen wurde. Trotzdem ranken sich immer noch viele Mythen um ihn. Einer davon ist, dass SAF bei der Verbrennung kein CO2 freigesetzt. Tatsache ist, dass bei der Verbrennung von SAF Emissionen entstehen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um fossile Emissionen und es wird auch kein zusätzlicher Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben. Somit können die CO2-Emissionen über den Lebenszyklus des Treibstoffs um durchschnittlich 80 % im Vergleich zu fossilem Kerosin reduziert werden.

Ein weiteres Missverständnis besteht darin, dass die Herstellung von SAF mit der Lebensmittelindustrie um Rohstoffe konkurriert. Der Vorteil von SAF ist, dass es aus einer Reihe von Abfällen und Reststoffen hergestellt und mit verschiedenen Produktionstechnologien kombiniert werden kann. Zu den in Frage kommenden Rohstoffen gehören gebrauchte Speiseöle und Abfallfette, Siedlungsabfälle sowie Abfälle und Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft. Dieser Rohstoffpool wird sich auch in Zukunft im Einklang mit den technologischen Entwicklungen und strengen Nachhaltigkeitsvorschriften weiterentwickeln.

Ein drittes Missverständnis im Zusammenhang mit SAF ist, dass zertifiziertes SAF ein anderer Treibstoff als herkömmliches Kerosin ist. Tatsächlich weist SAF aber eine ähnliche chemische Zusammensetzung wie herkömmliches Kerosin auf. Wird es mit diesem gemischt, ist es als regulärer Flugzeugtreibstoff zertifiziert, der ohne Einschränkungen verwendet werden kann. SAF ist dann als Jet A-1- oder Jet A-Treibstoff zertifiziert und als solcher kompatibel mit den bestehenden Flugzeugtriebwerken und den aktuellen Infrastrukturen zur Treibstofflagerung und -verteilung.

Julien Manhes

Ideal aufgestellt, um die Zukunft der Luftfahrt zu gestalten

Als führender Erstausrüster ist Airbus in einer einzigartigen Position, um die Luftfahrtindustrie über die verstärkte Produktion und Verwendung von nachhaltigem Flugzeugtreibstoff aufzuklären und sich dafür einzusetzen. Airbus ist in der Wertschöpfungskette der Luftfahrt gut positioniert und beteiligt sich am Aufbau des SAF-Ökosystems, was zu einer strategischen Partnerschaft mit einem anderen Branchenführer, Neste, geführt hat.

„Wir wollen bei der Dekarbonisierung des Luft- und Raumfahrtsektors eine Vorreiterrolle einnehmen, daher war es naheliegend, mit Neste, dem führenden Hersteller von SAF, zusammenzuarbeiten. Diese Partnerschaft ist für unsere Nachhaltigkeitsstrategie von entscheidender Bedeutung und ermöglicht uns die Zusammenarbeit bei verschiedenen Projekten. Gemeinsam haben wir die Nutzung von SAF vorangetrieben und dabei unsere ersten Testflüge mit 100 Prozent SAF durchgeführt“, so Manhes weiter.

Im Rahmen ihrer Partnerschaft haben Airbus und Neste viel erreicht. In ihrem ECLIF-Projekt testeten Airbus und Neste 2021 die Auswirkungen eines Fluges mit 100 Prozent SAF in einem Flugtest. Ziel des Projekts war es zu verstehen, welche Auswirkungen bzw. Vorteile SAF zusätzlich zu den geringeren CO2-Emissionen hat. Hierzu wurden Kondensstreifen und Nicht-CO2-Effekte im Vergleich zum Einsatz fossiler Treibstoffe untersucht. Ein weiterer Test wurde im selben Jahr zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt, als ein Airbus A380 von Nizza nach Toulouse flog und eines seiner vier Triebwerke mit 100 Prozent SAF betrieben wurde. Um die Vielseitigkeit von SAF zu demonstrieren, haben die Partner auch beim ersten Flug eines mit SAF betankten Hubschraubers in Australien zusammengearbeitet. Hierbei handelte es sich um einen Demonstrationsflug eines Airbus H130-Hubschraubers mit einer SAF-Mischung während der Avalon Airshow in Australien Anfang 2023.

„Unser Ziel ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass unsere Verkehrs- und Militärflugzeuge und -hubschrauber bis 2030 mit 100 Prozent SAF fliegen können. Diese Flüge sind Meilensteinprojekte für uns und wir freuen uns darauf, weiterhin gemeinsame Pionierarbeit zu leisten“, so Manhes weiter.

„Ist eine Dekarbonisierung der Luftfahrtindustrie ohne SAF möglich? Die einfache Antwort ist nein! Wir wollen dazu beitragen, die Akteure der Branche zusammenzubringen und unser Ziel von 100 % SAF zu erreichen, und unsere Partnerschaft mit Neste ist dabei eine große Hilfe. Wir wollen auch weiterhin die Rolle eines aktiven Katalysators für Veränderungen erfüllen. SAF ist eine, wenn nicht sogar die wichtigste Säule für die Dekarbonisierung der Industrie. Um das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreichen zu können, muss die technische Entwicklung von SAF fortgesetzt werden und die Luftfahrtindustrie muss auf den fahrenden SAF-Zug aufspringen“, so Manhes abschließend.